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04.03.2025

IMPULS: Was das "Silbernetz-Feiertagstelefon" des Vereins Silbernetz zeigt / Einsamkeit differenziert betrachten

Auf seiner Webseite berichtete der Verein Silbernetz im Januar 2025 von den rund 200 Stunden Rufbereitschaft des 8. Silbernetz-Feiertagstelefon, das am 1. Januar um 22 Uhr mit Rekordzahlen endete:

Das bundesweit erreichbare kostenfreie Silbertelefon 0800 4 70 80 90 wurde insgesamt 6.037 Mal angerufen (Vorjahr: rund 4.495 Anrufe). Dies entspricht einer Steigerung von 33,5 Prozent.

16 feste Mitarbeiter:innen und 63 Ehrenamtliche führten insgesamt 2.180 Gespräche mit 1.008 verschiedenen Anrufer:innen und einer Gesamtdauer von 24.955 Gesprächsminuten, das entspricht rund 17 Tagen Dauertelefonat.

Silbernetz-Initiatorin Elke Schilling:
„Über die Feiertage werden Gefühle besonders stark empfunden. Die große Spanne reicht von schmerzlich empfundener Einsamkeit über angstvolle Kriegserinnerungen und Unverständnis gegenüber den politischen Entwicklungen in Deutschland und der Welt bis hin zu freundlich geäußerter Dankbarkeit. Das alles haben wir beim Feiertagstelefon zwischen Heiligabend und Neujahr gehört.“

Die große Mehrheit der Anrufenden beim Feiertagstelefon war über 60 Jahre alt (80 %). Auch in diesem Jahr wollten die meisten Menschen „einfach mal reden“ (94 %). 78 % sprachen über körperliche Beschwerden, rund die Hälfte der Menschen thematisierte ihre Einsamkeit (45 %). Rund die Hälfte der Anrufenden gab eine positive Rückmeldung und äußerte Dankbarkeit für das Gesprächsangebot (46 %).

Über die Hälfte der Anrufenden meldete sich über das Festnetz (543 Festnetz-Anrufende / 465 Mobiltelefon-Nutzende), so dass eine regionale Zuordnung möglich ist: Die meisten Festnetz-Anrufe waren aus Nordrhein-Westfalen (552), Baden-Württemberg (413) und Berlin (307). Die wenigsten Anrufe kamen aus Bremen (7) und Saarland (2). Über ein Viertel der Anrufenden (25,5 %) wählte die 0800 4 70 80 90 zum ersten Mal (257 Erstanrufer:innen).

Die steigende Zahl der Anrufe zeigt einerseits, dass Angebote wie das Silbertelefon durch steigende Bedarfe notwendig sind und ausgebaut werden sollen. Auf der anderen Seite wird durch die verstärkte Thematisierung von Einsamkeitsgefühlen in den Medien der Verein präsenter, so dass mehr Menschen das Angebot wahrnehmen.

Eine Schlussfolgerung aus den steigenden Zahlen sollte es sein, Angebote wie das Silbertelefon langfristig als sozialpolitische Maßnahme zu verankern und die Finanzierung zu sichern.

Die Erfahrung in unserem Projekt zeigt, dass nicht alle lebenserfahrenen Menschen einen Zugang zum Internet haben und/oder Informationen über Teilhabe-Angebote, Beratung oder Veranstaltungen recherchieren können. Viele Angebote sind jedoch nur noch online zu finden. Das schafft eine Lücke in der Verweisberatung.

Ein Zugang zu Gespräch und Informationen über eine kostenfreie Rufnummer ist sinnvoll und notwendig, denn die digitale Teilhabe ist noch längst nicht dort angelangt, wo sie alle Menschen erreicht. Angebote wie das Silbertelefon können einer "Chronifizierung von Einsamkeit" und auch gesundheitlichen Risiken vorbeugen, wenn Menschen sich einsam fühlen. Dazu gehört auch, parallel Stereotype abzubauen: Einsamkeit als unvermeidlichen Bestandteil des Älterwerdens und als Bedrohung für alle älteren Menschen darzustellen, kann negative Altersstereotype verstärken und sogar negative Erwartungen befördern. Daher ist es wichtig, das Bild von Einsamkeit ab der zweiten Lebenshälfte differenziert zu betrachten.



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